Heldengedenktag in Zell im kleinen Rahmen begangen

Der alljährliche Heldengedenktag wurde in der Ge­meinde Eisenberg bereits am Sonntag, dem 08. November gemäß der Coronaauflagen verkleinert begangen. So vermissten in diesem Jahr die Gottes­dienstbesucher die Musikkapelle Eisenberg, die sonst immer den Gottesdienst und die feierliche Zeremonie der Ehrung der Kriegs- und Terroropfer mitgestaltete. Und der Bürgermeister hielt seine Rede zum Volkstrauertag nicht am Ehrenmal, sondern in der Kirche in schlichtem Rahmen am Ambo im Altarraum der Pfarrkirche St. Moritz in Zell.

Pfarrer Kummer mahnte in seinen Worten, dass der Volkstrauertag nicht mit dem Gedenken an die Toten enden dürfe. Der Blick müsse auch nach vorne gehen, insbesondere in der Suche nach der Wahrheit. Widerstand zu leisten gegen Unwahrheiten, Lügen und falschen Behauptungen sei das Gebot der Stunde um Konflikte zu vermeiden.

Bürgermeister Manfred Kössel sagte in seiner Rede, dass die Corona-Pandemie uns allen eine völlig unerwartete, für viele schwere Prüfung auferlegt und wie es vielfach heißt, vor „eine der größten Heraus­forderungen seit Ende des Zweiten Weltkrieges“ gestellt hat. Der Volkstrauertag in eben diesem Krisenjahr 2020 gibt damit umso mehr Anlass, das Augenmerk zurück auf das Jahr 1945 zu richten. Diese rückblickende Perspektive trägt gegebenen­falls dazu bei, die individuelle Sicht auf die aktu­ellen Ereignisse zu verändern und deren historische Einordnung anzupassen, betonte der Bürgermeister. Fast sechs Millionen Menschen in unserem Land sind 80 Jahre und älter. Viele von ihnen könnten berichten, wie vergleichsweise harmlos die heutige Krise gegenüber der Kriegs- und Nachkriegszeit ist, die uns als epochaler Einschnitt erscheint.

Die Corona-Pandemie verhindere heuer ein öffent­liches Gedenken an die Befreiung der Konzentra­tionslager und an das Ende des Krieges weitest­gehend. 1945 sei aber zweifelsohne ein Epochen­jahr, das für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zum Fall der Mauer 1989 und dem Ende des Kalten Krieges bestimmend war und bis in die Gegenwart nachwirkt. Mit dem rückblickenden Wissen, dass die militärische Niederlage und Beset­zung Deutschlands durch die Alliierten die Voraus­setzung für das Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war und letztlich 1949 in die Gründung unserer freiheitlich-demokratisch verfass­ten Bundesrepublik mündete, ist der 8. Mai 1945 als ein „Tag der Befreiung“ zu werten. Ein Tag der Befreiung war es vor allem für all jene, die vom NS-Terrorregime verfolgt worden waren.

Vor 70 Jahren, so der Redner, legte der französische Außenminister Robert Schuman mit einer Erklärung den ersten Grundstein für unsere heutige europä­ische Integration. Vor 50 Jahren wurden mit den Verträgen von Moskau und Warschau die Aus­söhnung mit unseren östlichen Nachbarn voran­gebracht, vor 30 Jahren erfolgte die deutsche Wie­dervereinigung.

Seit 1992 haben 114 Soldaten der Bundeswehr ihr Leben in Ausübung ihres Dienstes im Ausland verloren. Ihren Familien gilt unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme wie aller Krieg- und Terror­opfer. So wollen wir in Hochachtung all derer gedenken, die ihr Leben und ihre Gesundheit in Treue und Pflichterfüllung für unser Vaterland hin­gegeben mussten.