Trauer um Heimatforscher Bertold Pölcher Der unermüdliche Geschichtsforscher starb mit fast 82. Jahren
Die Region um Eisenberg und Pfronten und darüber hinaus ist um eine namhafte heimatkundliche Schreiber- und Forscherpersönlichkeit ärmer geworden. Der renommierte und hochgeschätzte Heimatforscher Bertold Pölcher ist in Zell kurz vor Vollendung des 82. Lebensjahres friedlich entschlafen. Der Verstorbene hatte sich mit seinen Jahrzehnte währenden Forschungsarbeiten, sowie als Vorsitzender des Pfrontener Heimatvereins und der Erforschung der Familiengeschichten in der Gemeinde Eisenberg große Verdienste erworben.
Bertold Pölcher wurde im Dezember 1941 in Memmingen geboren. Er besuchte das Humanistische Gymnasium in Kempten, studierte dann Lehramt an der pädagogischen Hochschule in München. 1970 schloss er mit seiner aus Garmisch Partenkirchen stammenden Frau und Berufskollegin Irmgard den Bund der Ehe und trat 1976 eine Lehrerstelle an der Volksschule in Pfronten an. Pölcher baute sich mit seiner Frau in Zell ein eigenes Haus, in das die junge Familie 1978 einziehen konnte. Hier wuchsen auch die beiden Söhne Christoph und Magnus auf. Bertold Pölcher unterrichtete an der Hauptschule Pfronten sehr erfolgreich bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003.
Herzblut für Heimatgeschichte
In Pfronten engagierte sich Bertold Pölcher alsbald im dortigen Heimatverein, wo der damalige Vorsitzende Pius Lotter mit ihm einen fachlich fundierten und unermüdlich forschenden Mitarbeiter fand. 1978 übernahm Pölcher die Archivpflege in Pfronten und die Betreuung des dortigen Heimathauses. Von 1977 bis 2017 war Pölcher auch Herausgeber des Pfrontener Heimatblattes „Rund um den Falkenstein“. Als Pius Lotter 1992 den Vorsitz im Pfrontener Heimatverein aus Altersgründen abgab, übernahm Bertold Pölcher diese viel umfassende Aufgabe und erfüllt sie seit dem mit großem Engagement. Im Jahr 2002 verlieh die Gemeinde Pfronten Bertold Pölcher für sein heimatgeschichtliches Wirken die Bürgermedaille der Gemeinde Pfronten und würdigte damit die Leistungen Pölchers im Bereich der Heimatpflege. Zu seinem 80. Geburtstag verlieh ihm die Gemeinde Pfronten die Ehrenbürgerwürde. Über diese Aufgabe hinaus betrieb Pölcher schon Jahrzehnte lang die Erforschung der Orts- und Familiengeschichten aller Ortsteile in der Gemeinde Eisenberg und veröffentlichte diese in Buchform in mehreren Werken. Zusätzlich erforschte Pölcher Flur- Weg- und Familiennamen. Kleine geschichtliche Abhandlungen über die Pfarrei Zell, die Pfarrkirche und vieles mehr erstellte Pölcher schon vor vielen Jahren, indem er die Akten in staatlichen und kirchlichen Archiven sichtete. Der Bayrische Landesverein für Heimatpflege verlieh ihm dafür als Anerkennung die Medaille für vorbildliche Heimatpflege. Für die Gemeinde Eisenberg war und ist das Wirken Bertold Pölchers von grundlegender und unbeschreiblich wertvoller Bedeutung.
Vater des Burgenmuseums
Als 1980 in Eisenberg der Verein zur Erhaltung der Burgruine Eisenberg gegründet wurde, erkannte Bertold Pölcher mit Vereinsgründer Adolf Kössel sofort die enorme Tragweite dieser Aufgabe und stellte sich als Gründungsmitglied und als Schriftführer fast 30 Jahre dieser Sache zur Verfügung. Bei den Grabungsarbeiten war Pölcher an jedem Samstag mit dabei und achtete peinlichst darauf, dass Fundgegenstände nicht übersehen und fachgerecht aufbewahrt wurden. Das 1985 gegründete Burgenmuseum in Zell ist in erster Linie seiner Weitsicht zu danken. Pölcher wird, da auch die gesamte Gestaltung und Ausstattung des Museums seine Handschrift trägt, mit Recht als der „Vater des Burgenmuseums“ bezeichnet. Im Jahr 2017 wurde das Museum modernisiert und erweitert und wird wie bisher vom Burgenverein im Sinne Pölchers weiter geführt. Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege hat Pölcher im Jahr 2007 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten verliehen, der Burgenverein verlieh ihm im gleichen Jahr die Silberne Verdienstmedaille und ernannte ihn 2011 zum Ehrenmitglied. Albert Guggemos